Im 4. Jahrhundert sind heidnische Bräuche noch weit verbreitet. Die Wintersonnenwende mit dem Julfest zu feiern, geht auf Bräuche der Kelten und alten Germanen zurück.
Das Fest wurde oft ein paar Tage vor bzw. nach dem Datum der tatsächlichen Sonnenwende gefeiert. Zur Zeit der Einführung des Julianischen Kalenders lag die Wintersonnenwende auf dem 25. Dezember.
Die Mittwinternächte wurden auch als Rau- oder Rauchnächte bezeichnet, in der germanischen Welt waren sie die Opferzeit von zwölf Nächten, vom 25. Dezember bis zum 6. Januar.
Die Germanen glaubten während dieser Zeit Dämonen und Hexen sehen zu können. Diese wurden mithilfe von Ausräucherungen und lärmenden Umzügen bekämpft.
Es herrschte in diesen Tagen der Julfriede. Die Waffen hatten zu ruhen und auch persönliche Streitigkeiten wurden öffentlich beigelegt.
Die Hausfrau sollte in dieser Zeit nicht arbeiten, es wurden Brote und Früchtekuchen gebacken, die sich bis zum Ende der Rauchnächte hielten.
Bereits in vorchristlicher Zeit wurde das Haus im Winter mit grünen Tannen-, Mistel- oder Eibenzweigen geschmückt. Diese Zweige sollten die Wiederkunft des Sommers beschwören.
Die grünen Zweige galten in den Rauchnächten als Schutz vor bösen Geistern, da Ihnen Zauberkraft zugeschrieben wurde. Sie standen für Fruchtbarkeit, Gesundheit und Wachstum und wurden nicht nur im Haus, sondern auch an den Türen und Fenstern angebracht.
Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi und hat eine sehr lange Tradition.
In spätantiker Zeit wurde das erste Weihnachtsfest am 25. Dezember 354 in Rom gefeiert.
Kaiser Theodosius verkündete auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 den 25. Dezember als offizielles Datum für Christi Geburt.
Im 13. Jahrhundert sind die ersten Krippenspiele belegt. Diese gehören seitdem zum festen Weihnachtlichen Brauchtum.
In dem Spiel wurde die biblische Weihnachtsgeschichte in Kirchen öffentlich szenisch dargestellt und die Begebenheiten zur Geburt Jesu nacherzählt. Dazu gehören das Jesuskind, Maria, Josef und die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, sowie die Hirten mit den in der Bibel erwähnten Tieren.
Klöster und Kirchen wurden im Mittelalter mit Tannengrün geschmückt. Später wurden dann auch die Häuser der Bürger mit Tannen- und Mistelzweigen, als Vorläufer des Weihnachtsbaumes, ausgeschmückt.
Erstmals im Spätmittelalter wurde ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Dokumentiert ist dieses Ereignis für das Jahr 1419 in Freiburg. Geschmückt war dieser Baum mit Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen, die Neujahr gegessen werden durften.
In der Folgezeit bürgerte sich die Aufstellung von Weihnachtsbäumen langsam ein, jedoch überwiegend im Freien, ähnlich wie bei den Maibäumen üblich. Analog zu diesen wurden die Weihnachtsbäume auch als Weihnachtsmaien bezeichnet.
Der Zeitraum vom 25. November bis Weihnachten war die Zeit des Fastens, in der nur spezielle Speisen und Getränke zu sich genommen wurden. Dazu zählten Fastengebäck, wie Lebkuchen, Honigkuchen und Spekulatius.
Am 23. und 24. Dezember herrschten die strengsten Fastenvorschriften. An diesen Tagen wurde nur Brotsuppe und getrocknetes Brot gereicht.
Ein Weihnachtsessen zur Feier der Geburt Christi war dem Mittelalter unbekannt.
Mit dem Ende der Fastenzeit am 25. Dezember wurde jedoch traditionell ein ausgiebiges Festmahl aufgetischt. Bei allen Ständen und Schichten kamen an diesem Tag Speisen auf den Tisch, die auch eine symbolische Bedeutung hatten.
Es wurde häufig Fisch als Symbol für Fruchtbarkeit und Leben serviert. Insbesondere der Verzehr des Herings und seines Rogens war mit der Hoffnung auf Glück und Geld verbunden.
Linsen oder Bohnen standen ebenfalls für Wohlstand, Äpfel für Gesundheit. Salz und Brot wurden als Garant für ein langes Leben angesehen.
Es wurde Schweinebraten, auch als »Mettensau« bezeichnet, gegessen.
Autor: Gelebtes Mittelalter e.V | 2021 | ts